Warum Entscheidungen im QM so wichtig sind und wie man sich als QMB entscheidungsfähig macht.

Sag doch einfach ja oder nein."  Entscheidungen sind der Motor des Qualitätsmanagements. Ob es um Abweichungen, neue Prozesse oder den Umgang mit Fehlern geht – QM funktioniert nur, wenn wir handlungsfähig sind. Doch genau daran hapert es im Alltag häufig. Woran liegt das? Und wie gelingt es, Entscheidungen leichter und besser zu treffen. Darum geht es hier!

Warum Entscheidungsfähigkeit im QM unverzichtbar ist

Qualitätsmanagement lebt von Entscheidungen. Ohne sie dreht sich das Rad der kontinuierlichen Verbesserung nicht. Bleiben Entscheidungen aus, stagnieren Prozesse und die Wirksamkeit des QM-Systems leidet.

Gute Entscheidungen im QM sorgen für:

  • Wirksamkeit und Klarheit → Prozesse laufen störungsfrei, weil Abweichungen schnell erkannt und behoben werden.
  • Lern- und Fehlerkultur → Probleme werden nicht vertuscht, sondern aktiv angegangen und für Verbesserungen genutzt.
  • Effizienz → Ressourcen fließen dorthin, wo sie wirklich gebraucht werden – ohne Umwege.
  • Verlässlichkeit → Mitarbeitende wissen, woran sie sind und können selbst besser entscheiden.

Schlechte oder ausbleibende Entscheidungen führen dagegen zu:

  • Verunsicherung: "Was gilt jetzt eigentlich?" hört man dann oft im Team.
  • Prozessstörungen: Kleine Probleme wachsen zu großen Hindernissen.
  • Frust im Team: Motivierte Mitarbeitende verlieren ihren Antrieb.
  • Mehraufwand: Dieselben Fehler passieren wieder, Ressourcen werden verschwendet.

Beispiel:

Es gibt eine Kundenbeschwerde über mangelhafte Schulungsunterlagen. Statt klar zu entscheiden, wie reagiert wird, blieb die Frage drei Wochen lang unbearbeitet. Die QM-Beauftragte wartete auf Rückmeldung der Fachbereichsleitung, diese wiederum auf Input vom Schulungsteam. Ergebnis: Kunde wird ungeduldig, wechselt den Anbieter, das Team wird unsicher, und das Grundproblem – unzureichende Qualitätssicherung bei Schulungsunterlagen – bleibt bestehen.

Die 7 häufigsten Barrieren beim Entscheiden

Warum fällt es gerade im QM oft so schwer, Entscheidungen zu treffen? Da gibt es 7 Hürden oder Barrieren. Und alle wirken auf QM-Menschen ein.

1. Informationsmangel oder -überflutung 📊

  • Zu wenig Daten: "Wir wissen nicht genug, um zu entscheiden."
  • Zu viele Daten: "Wir sehen vor lauter Zahlen den Kern nicht mehr."

Gerade bei QM-Beauftragten gibt es oft das Gefühl, nie genug Informationen zu haben. Oder umgekehrt: Sie versinken in Daten, ohne die richtigen Schlüsse ziehen zu können.

2. Kognitive Verzerrungen und Gruppendynamik 🧠

  • Bestätigungsfehler ("Confirmation Bias"): Wir suchen nur nach Informationen, die unsere Vorannahmen bestätigen.
  • Gruppendenken ("Groupthink"): Niemand widerspricht, um Harmonie zu wahren.

Eine QM-Beauftragte hat erzählt: "In unserem Steuerkreis traut sich niemand zu sagen, dass unser Dokumentenlenkungsprozess viel zu kompliziert ist – obwohl es alle denken."

3. Unsicherheit und Risikoaversion 😟

  • Angst vor Fehlern lähmt die Entscheidungsfreude.
  • "Was, wenn es schiefgeht?" blockiert den Blick auf "Was, wenn es klappt?"

Besonders QM-Beauftragte ohne langjährige Erfahrung trauen ihren Einschätzungen oft nicht. Sie fürchten, bei einem Audit oder vor der Geschäftsführung bloßgestellt zu werden.

4. Widerstand gegen Veränderungen 🛑

  • Eingefahrene Muster und Prozesse führen zu: "Es war schon immer so."
  • Veränderungsängste bremsen Innovation.

Ich höre in Workshops immer wieder: "Theoretisch gut, aber bei uns funktioniert das nicht." Diese Haltung verhindert bessere Lösungen.

5. Zeitdruck und Stress ⏱️

  • Unter Druck werden Entscheidungen zu hastig oder gar nicht getroffen.
  • Überlastung führt zu Vertagung wichtiger Entscheidungen.

QM-Beauftragte haben oft zu viele Aufgaben gleichzeitig. Die Folge: Das Wichtige bleibt liegen, weil das Dringende dominiert.

6. Unklare Rollen und Verantwortlichkeiten 🤔

  • Wer entscheidet eigentlich? Oft ist das nicht eindeutig geregelt.
  • "Dafür bin ich nicht zuständig" verhindert Fortschritt.

In vielen Organisationen fehlen klare Befugnisse. QM-Beauftragte sollen verbessern, dürfen aber nichts entscheiden.

7. Komplexität des QM-Systems 🔄

  • Zu viele Schnittstellen und Regeln führen zu Entscheidungsscheu.
  • "Ich müsste erst alle Auswirkungen verstehen" wird zum Dauerzustand.

Je komplexer das QM-System, desto mehr Angst besteht, etwas zu übersehen. Das erlebe ich besonders bei Bildungsträgern mit verschiedenen Zertifizierungen und Akkreditierungen.


Wie es besser geht — Lösungen für den QM-Alltag

Die gute Nachricht: Es gibt bewährte Methoden, die Entscheidungsprozesse im QM erleichtern. Hier sind sechs praxiserprobte Ansätze, die über den im Newsletter genannten 3-Fragen-Check hinausgehen:

1. Strukturierte Entscheidungsprozesse etablieren 📋

Klare Vorgehensweisen geben Sicherheit. Entwickeln Sie einfache Werkzeuge:

  • Entscheidungsbäume: "Wenn A, dann B oder C"
  • 3-Fragen-Check:
    1. Muss ich das entscheiden?
    2. Muss ich das jetzt entscheiden?
    3. Kann ich das schon entscheiden? Habe ich genug Informationen?
  • Unterscheidung: Routineentscheidungen schnell treffen, Grundsatzfragen gründlich abwägen

2. Daten gezielt nutzen 📈

Information ist wichtig, aber nur richtig aufbereitet:

  • Schlüsselindikatoren festlegen und visualisieren
  • Dashboards statt Datenfriedhöfe schaffen
  • Bei Unsicherheit: "Was müssten wir wissen, um zu entscheiden?"

Ein Bildungsträger hat seine monatlichen QM-Kennzahlen auf ein einseitiges Dashboard reduziert. Statt 20 Seiten Tabellen gibt es fünf Schlüsselindikatoren mit klaren Schwellenwerten. Die sind Grundlage für Entscheidungen.

3. Offene Fehlerkultur fördern 🌱

Fehler nicht bestrafen, sondern als Lernchance begreifen:

  • Erfolgreiche Fehlerkorrektur anerkennen
  • "Lessons Learned" etablieren
  • Überzeugung schaffen: Eine mittelgute Entscheidung heute ist besser als eine perfekte in ferner Zukunft

Ich habe erlebt, wie eine Organisation eine "Fehler des Monats"-Runde eingeführt hat. Jeder darf Fehler teilen – auch die Geschäftsführung. Das hat die Entscheidungsfreude deutlich erhöht.

4. Schulung und Reflexion 🧩

Entscheidungsfähigkeit ist erlernbar:

  • Trainings zum Umgang mit Unsicherheit anbieten
  • Entscheidungsprozesse reflektieren: "Was hat uns gebremst?"
  • Erfolgsgeschichten teilen

Eine QM-Beauftragte hat für sich ein "Entscheidungstagebuch" angelegt. Sie notiert kurz getroffene Entscheidungen und wertet nach einigen Wochen aus, welche gut waren und warum.

5. Verantwortung und Rollen klären 👥

Wer entscheidet was? Klare Regeln verhindern "Zuständigkeits-Pingpong":

  • Entscheidungsmatrizen erstellen (RACI-Matrix: Responsible, Accountable, Consulted, Informed)
  • Entscheidungsbefugnisse schriftlich festhalten
  • Eskalationswege definieren

Ein Kunden von mir hat für sein QM-Team eine "Entscheidungsampel" eingeführt: Grün sind Entscheidungen, die jeder selbst treffen darf; Gelb benötigt Rücksprache; Rot nur durch Vorgesetzte.

Das Hauptproblem, das ich in vielen Organisationen sehe: In Rollenbeschreibungen stehen zwar Aufgaben, aber keine klaren Befugnisse. QM-Beauftragte sollen Verbesserungen vorantreiben, dürfen aber kaum etwas entscheiden. Um Ihnen die konkrete Umsetzung zu erleichtern, stelle ich Ihnen eine detaillierte Entscheidungsmatrix als kostenlose Arbeitshilfe zur Verfügung.

6. Intuition zulassen 💡

Gerade bei Routine- und Alltagsthemen darf das Bauchgefühl eine Rolle spielen:

  • Erfahrungswissen würdigen
  • "Schnell entscheiden, langsam korrigieren" als Prinzip für Standardsituationen
  • Bei komplexen Themen: erst analytisch, dann intuitiv prüfen

Eine erfahrene QM-Leiterin hat im Coaching gesagt: "Nach 15 Jahren QM-Arbeit spüre ich oft sofort, wo ein Problem liegt. Diese Intuition nutze ich – und prüfe sie dann mit Daten."

Mein persönlicher Tipp aus dem Newsletter: Gerade wenn der Kopf frei ist (z.B. nach einer Pause), fällt es leichter, das Bauchgefühl zu nutzen. Kombinieren Sie beides: Intuition + Analyse. Das schafft oft die besten Entscheidungen.


Fazit: Entscheiden ist Alltag – und Kunst zugleich

Entscheidungen im QM sind selten einfach und fast nie schwarz oder weiß. Doch sie sind der Schlüssel, um Qualität lebendig zu halten und Verbesserungen voranzutreiben. Mit einem Mix aus Struktur, Klarheit, Beteiligung und Bauchgefühl wird das Entscheiden nicht nur leichter, sondern auch wirksamer.

In meinen Workshops erlebe ich immer wieder, wie QM-Beauftragte aufblühen, wenn sie ihre Entscheidungskompetenz stärken. Sie werden von Dokumentenverwaltern zu echten Qualitätstreibern – und genau das brauchen unsere Organisationen.

Wie treffen Sie Entscheidungen im QM-Alltag? Ich freue mich, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit mir teilen – per E-Mail oder in den Kommentaren.

Mein Tipp für Sie: Beginnen Sie klein, aber entscheiden Sie bewusst. Reflektieren Sie am Ende jeder Woche: Welche Entscheidungen habe ich getroffen? Welche aufgeschoben? Sie werden überrascht sein, wie viel Sie bewegen können.

Nutzen Sie meine kostenlose Arbeitshilfe "Entscheidungsmatrix für QM-Rollen"

Das größte Hindernis für erfolgreiche QM-Entscheidungen sind oft unklare Befugnisse. Deshalb habe ich eine praxiserprobte Entscheidungsmatrix entwickelt, die genau zeigt, welche QM-Rolle welche Entscheidungen treffen sollte.

Die Arbeitshilfe enthält:

  • Eine vollständige Matrix mit typischen QM-Rollen und Entscheidungsbereichen
  • Klare Entscheidungscodes, die die Art der Beteiligung definieren
  • Anpassungshinweise für verschiedene Organisationsgrößen
  • Konkrete Beispielprozesse für typische QM-Entscheidungen

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie erkenne ich, ob eine Entscheidung im QM wirklich notwendig ist?

Prüfen Sie drei Kriterien: Gibt es eine Abweichung vom Soll-Zustand? Besteht Handlungsbedarf? Würde Nicht-Handeln negative Folgen haben? Wenn alle drei Fragen mit Ja beantwortet werden, ist eine Entscheidung nötig.

Wer sollte bei wichtigen QM-Entscheidungen einbezogen werden?

Immer diejenigen, die Fachwissen zum Thema haben, die von der Entscheidung betroffen sind und die die Entscheidung umsetzen müssen. Die Kunst liegt darin, nicht zu viele Personen einzubeziehen, um handlungsfähig zu bleiben.

Wie gehe ich mit Widerständen gegen meine QM-Entscheidungen um?

Transparenz ist der Schlüssel. Erklären Sie den Entscheidungsprozess, die berücksichtigten Faktoren und vor allem den Nutzen. Beziehen Sie kritische Stimmen frühzeitig ein und geben Sie ihnen Raum für Feedback.

Welche Entscheidungstechniken eignen sich für komplexe QM-Probleme?

Bei komplexen Themen helfen strukturierte Methoden wie die Nutzwertanalyse, die Szenariotechnik oder das "Six Thinking Hats"-Modell von Edward de Bono. Diese Techniken sorgen dafür, dass alle relevanten Aspekte betrachtet werden.

Wie dokumentiere ich QM-Entscheidungen nachvollziehbar?

Halten Sie knapp fest: Was wurde entschieden? Warum? Auf welcher Grundlage? Wer war beteiligt? Welche Alternativen wurden verworfen? Welche Maßnahmen folgen? Kurz und prägnant reicht – es muss keine juristische Abhandlung sein.

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